Aktuelle Wochenprognose des Pollenflugs: Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (2024)

Hochphase des Gräserblüte – Regen kommt den Allergikern immer wieder zu Hilfe.

Ruhiges Wetter war in den zurückliegenden Tagen nur von kurzer Dauer. Wiederholt zogen kräftige Niederschläge über das Land und erfüllten mancherorts en passant den halben „Mai-Soll“ innerhalb weniger Stunden. Freundliche Tage gab es zwischendrin allerdings auch. Besonders zugetan waren Sonne und Wärme dem Nordosten, deutlich weniger dem Süden und Südwesten. Den Pollenflug dominierten endgültig die Gräser, inklusive der Kulturgräser (Roggen). Stärker ansteigende Konzentrationen und damit die höchsten der bisherigen Saison meldeten vorwiegend unsere Messstationen in der Nordhälfte, wo hohe Belastungen dementsprechend häufig und verbreitet auftauchten. Andere Regionen kamen zwischendurch ebenfalls mal in den „Genuss“ hoher Gräserpollenbelastungen, meist fielen diese witterungsbedingt dort weniger intensiv und weniger anhaltend aus als im Norden. Bei den anderen Pollenarten fiel die Kiefer weiter zurück, spielte nur noch in geringer bis mittlerer Besetzung auf. Dafür gingen spätblühende Baumarten wie die Linde und der fremdländische Götterbaum mit ersten Pollen (z.B. in Berlin) an den Start. Wenn das Wetter es zuließ, flogen Pollen krautiger Pflanzen in bis zu mittlerer Konzentration, speziell Ampferpollen und Pollen der Brennnesselgewächse (Brennnessel und lokal Glaskraut). Leichten Pollenflug verursachten Wegerich und Holunder oder lokal in den Hochlagen der Alpen die Grünerle, sporadischer Pollenflug kam von Birke, Eiche, Fichte und diversen Sträuchern und Kräutern. Bei den Sporen allergener Schimmelpilze erzielte besonders Cladosporium Fortschritte. Die Sporentyp-eigene Belastungsschwelle wurde besonders in den Temperaturgunsträumen nördlich der Mittelgebirge an mehreren Tagen leicht überschritten. Alternaria-Sporen flogen mengenmäßig noch „unter dem Radar“ der Allergiebetroffenen, waren aber nicht mehr nur selten in der Luft.

Da Regen gerade voll im Trend liegt, ist es auch in den kommenden Tagen um die Freundlichkeit beim Wetter schlecht bestellt. Immer wieder prasselt es geduldig vom Himmel, in der Mitte- und im Süden und Südosten gar stunden- oder tagelang und gebietsweise unwetterartig. Sonne und Wärme sind zum meteorologischen Sommeranfang jedenfalls scheue Gesellen. Erst zum Ende der Vorhersageperiode könnte es von der Nordsee her länger abtrocknen. Allerdings kommt aus dieser Richtung nur selten Sommerwetter, daher wird es wohl eher kühl bleiben. Der Pollenflug bleibt konsequent unter seinen Möglichkeiten, kann sich allerdings bei länger trockenen Abschnitten und mit Sonnenunterstützung schnell mal intensivieren.

Aktuell und während der gesamten Vorhersagewoche ist und bleibt Gräserpollen (Poaceae) häufigster und gleichzeitig allergologisch bedeutendster Pollen in der Luft. Wir befinden uns bei den Gräsern in der belastungsstärksten Zeit des Jahres, in der viele verschiedene Arten gleichzeitig ihre allergenen Pollen in die Luft abgeben – so es der Regen zulässt. Aufgrund häufiger und vor allem nach Süden über den Südosten und Mitteldeutschland hinweg bis in den Osten hineinreichender intensiver Niederschläge sind Belastungen dort bis zum Sonntag nur von kurzer Dauer und nur selten hoch, selbst Gräserpollen-freie Tage sind möglich. In den anderen Gebieten ist es auch mal länger trocken, ohne gleich freundlich zu sein. Gräserpollen können sich hier häufiger Geltung verschaffen und dann zwischenzeitlich auch weiträumig mittlere bis hohe Belastungen entfachen. Saisonale Spitzenbelastungen dürften es vorerst (noch) schwer haben, können sich, wenn, dann im Norden, später auch in der Mitte und im Westen des Landes zeigen, wo die größten Chancen auf (mehrere) regenfreie Tage bestehen.
Weiterhin belasten neben den Pollen der Wildgräser auch die Pollen der Kulturgräser, allen voran Roggen (Secale). Dabei sind in der Nähe zu oder in blühenden Feldern hohe Pollenkonzentrationen bei trockenem Wetter und etwas Wind möglich. Allerdings kommt neben den bereits geschilderten Einschränkungen des Pollenflugs durch die zahlreichen Niederschläge, in den nächsten Tagen das allmähliche Abklingen der Roggenblüte in den wärmeren Regionen der Mitte und des Ostens, wo sich auch ein Großteil der Roggenanbauflächen in Deutschland befinden.

Zweithäufigster Pollen in der Luft ist in den nächsten Tagen in immer mehr Landesteilen der Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae). In regenärmeren Regionen sind häufig bereits solide mittlere Konzentrationen zu erwarten, in den nasseren Ecken ist der Pollenflug dieser windbestäubten Pflanzenfamilie häufig nur schwach und daher allergologisch bedeutungslos.
Pollen von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ist nun beständig (zumindest, solange es nicht regnet) auf einem meist schwachen bis mittleren Niveau unterwegs, kann allerdings auf extensiv Grünflächen, Wiesen, Weiden oder Randstreifen deutlich stärker ausfallen. Vor allem Wegerichpollen kann hierzulande für Allergiesymptome (mit-)verantwortlich sein, speziell bei Gräserpollenallergikern. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.

Bei den Baumpollen trollen sich die verbliebenen Kiefernpollen (Pinus) in den nächsten Tagen. Bei Wind und Trockenheit wirbeln allerdings immer mal wieder zuvor sedimentierte Pollen in geringer Zahl erneut durch die Luft. Nach Abzug der Regenfälle sind im Alpenraum Pollen der Latschenkiefer (P. mugo) unterwegs, die damit den örtlichen Kieferpollenflug stärker betonen und an trockenen Tagen in mittlerer bis hoher Konzentration auftreten können.
Baumpollen von spätblühenden Arten wie Linde (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) kommen nun vermehrt hinzu. Deren Pollen tritt selbst bei guten Pollenflugbedingungen meist nur in gemäßigten Konzentrationen in der Luft auf. Im Umfeld blühender Bäume ist zeitweilig auch starker Pollenflug möglich. In den kommenden Tagen führen die mauen Pollenflugbedingungen allerdings zu einem bescheidenen Auftreten von Pollen dieser Arten. Beim Götterbaum kommt der Umstand hinzu, dass diese invasive Art hierzulande eher urbanen als ländlichen Räumen zugetan ist, wodurch sich der Pollenflug auf größere Städte, wie Berlin oder Leipzig konzentriert. Götterbaumpollen gilt als allergen. Auch Lindenpollen kann Allergiesymptome hervorrufen. Pollen der Esskastanie kann in hohen Konzentrationen bei Birkenpollenallergikern zu leichten Kreuzreaktionen führen.

Die Holunderblüte (Sambucus) ebbt langsam ab. Insbesondere in den wärmsten Gegenden ist in den kommenden Tagen immer weniger Holunderpollen in der Luft. Ansonsten fliegen diese Pollen je nach verbliebener Blühintensität schwach bis punktuell stark.

Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner, lokal auch in bedeutsamer Zahl fliegen, gehören zu Eiche (Quercus), Fichte (Picea), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis Cannabaceae), Liguster (Ligustrum), Robinie (Robinia), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Rötegewächsen (Rubiaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Löwenzahn (Taraxacum Cichorioideae) Pfeifenstrauch (Philadelphus) oder anderen Sträuchern und insektenbestäubten Kräutern, wie dem Natternkopf (Echium) in der Luft. Im Alpenraum belasten die dort vorkommenden und nun blühenden Grün-Erlen (Alnus) die Berg- und Tallagen, punktuell mäßig bis stark, ansonsten schwach. Am Mittelmeer regiert weiterhin die Olive (Olea) mit ihren allergenen Pollen, die dort urlaubende Eschenpollenallergiker über Kreuzreaktionen betreffen kann.

Schimmelpilze gedeihen gut bei feuchtem Wetter. Die allergenen Sporen der Pilzgattungen Alternaria und Cladosporium bevorzugen allerdings zum Umherfliegen die Schönwetterperioden nach Regenfällen. Der Schönwetter-Mangel der nächsten Tage ist also eher Sporenflug-abträglich. Allenfalls in den etwas trockeneren Landesteilen (Norden) kann Cladosporium die Sporentyp-spezifische Warnschwelle vereinzelt erreichen. Für Alternaria ist es noch etwas früh für mögliche Schwellenwertüberschreitungen, leichter bis mittlerer Sporenflug ist bei ausbleibendem Regen möglich, im Regen kommt der Sporenflug gänzlich zur Ruhe. Epicoccum-Sporen fliegen in unbedeutender Zahl. Pleospora können in der feuchten Luft ebenfalls schwach auftreten.

Matthias Werchan, 29.05.2024

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