„Happy end?“ Und es ist wieder passiert! – Thainess.de (2024)

Am Samstag hatte ich einen neuen, männlichen Kunden. Er klagte über Rückenschmerzen und ich gab mir – wie immer – über eine Stunde lang Mühe, diese Schmerzen zu lindern. Das ist nicht ohne, kostet mich Konzentration, Hingabe, Einfühlungsvermögen und Kraft. Mache ich aber gerne. Umso schmutziger und benutzt fühle ich mich, wenn am Ende der Behandlung wieder einmal – völlig aus dem Nichts – die Frage nach einem sogenannten „happy end“ kommt.

„Happy end?“ Und es ist wieder passiert! – Thainess.de (1)

Viele Menschen, Männer wie Frauen, schätzen inzwischen die traditionelle Massage, wie sie in meinem Heimatland Thailand praktiziert wird. Dies macht mich als Thailänderin nicht nur stolz, sondern verhilft mir – nach viel Unterricht und Übung der Massage in Thailand und Deutschland – zu einem Einkommen in einem Land, in dem meine sonstigen, in Thailand erworbenen Qualifikationen leider nichts wert sind.

Thai-Massage ist anstrengend: für den Kunden und für die Masseurin. Denn zunächst muss ich mich immer in die Lage meines Kunden hineinversetzen und die „Triggerpunkte“, wie man neudeutsch sagt, besser Chakren oder Energiezentren – wie es traditionell bei Yoga und Thai-Massage benannt wird – herausfinden, um die Ursache für Verspannungen zu lokalisieren. Ich bin immer sehr dankbar, wenn meine Kunden mir die Rückmeldung geben, dass ich ziemlich exakt den Punkt getroffen habe. Wenn ich aber den Punkt gefunden habe, ist meine Arbeit ja erst bestenfalls bis zur Hälfte erledigt. Dann wird es für mich körperlich anstrengend. Eine Stunde Massage ist physisch auch für den oder diejenige, die massiert, nicht anspruchslos. Aber ich beschwere mich nicht. Das ist mein Job. Ich habe ihn mir ausgesucht. Ich mache in gerne. Und ich freue mich über Kunden, die dankbar sind, wissen, was sie an der Massage haben und die gerne wiederkommen.

Was mir meinen Job wirklich erschwert, sind die Kunden wie der Mann am Samstag. Nachdem ich mich ihm offenbar erfolgreich eine Stunde lang gewidmet habe, fällt ihm – statt eines „Dankeschön“ – nichts besseres ein als mich zu fragen, ob es bei mir nicht doch auch ein „happy end“ zum Finale gibt.

Viele meiner weiblichen Kundinnen und Leserinnen werden sich jetzt vielleicht fragen, was er damit meint? Ein extra hohes Trinkgeld vielleicht?

Nein. Er fragt nach, ob der Mensch und die Hände, die ihn gerade mit Engagement nach einer jahrtausendealten Heilmethode behandelt haben nun auch noch – um es einmal so vulgär auszudrücken, wie ich es auch empfinde – ihm einen runterholen.

Mal abgesehen davon, dass ich sowohl bei meiner Werbung, als auch in meiner direkten Kundenkommunikation per Telefon, per social media, persönlich immer und gerade männlichen Neukunden gegenüber ausdrücklich betone, dass es bei mir keine erotischen Angebote gibt, empfinde ich diese Nachfrage nach getaner Arbeit als eine tiefe Missachtung der thailändischen Massage-Tradition, meiner Person und meiner Arbeit. Ich fühle mich, um es noch deutlicher zu sagen, zutiefst beleidigt und gedemütigt.

Wenn ich eines Tages mit dem selbständigen Massieren aufhören sollte, dann nicht wegen zu wenig Kunden oder zu viel Stress, wegen der Steuern oder Krankenversicherung, wegen meiner Müdigkeit oder meiner eigenen Schmerzen am Ende eines langen Tages mit vielen Massagen. Das alles macht mir nicht viel aus und viele Menschen arbeiten körperlich noch viel härter als ich. Wenn ich aufhören würde, dann nur deswegen, weil ich keine Lust mehr habe, am Telefon, per Mail, per Whatsapp nach dem „Happy End“, nach Blasen, Sex oder sonstigen Dienstleistungen gefragt zu werden, die ich ausdrücklich nicht anbiete.

„Happy end?“ Und es ist wieder passiert! – Thainess.de (2)

Männliche Kunden, die mich das beim Erstkontakt fragen, bekommen keinen Termin bei mir – auch wenn sie nach meiner Absage beteuern, dass sie ja „nur mal so“ danach gefragt haben und ihnen eine „normale“ Thai-Massage doch reichen würde.

Aber besonders schlimm ist es, wenn ich den Neukunden, der das nicht nachgefragt hat, dann eine Stunde oder mehr in meiner Massage, in meinem Haus, im Wohnhaus meiner Familie, meiner Kinder, meines Mannes massiert habe und er sich dann erdreistet, nach dem „Happy End“ zu fragen. Das empfinde ich als unverschämt.

Ich kann es einfach nicht glauben, dass jemand ernsthaft erwartet, ich würde ihm nun ein Happy End verschaffen, während draußen meine Kinder im Pool planschen und oben mein Mann am Schreibtisch sitzt.

Und ich frage mich dann immer wieder: Warum besuchen diese Männer eigentlich nicht Etablissem*nts, die eindeutig diese Art der Dienstleistung anbieten? Stellt dieser Kunde dieselbe Frage eigentlich auch seiner Physiotherapeutin? Seiner Friseurin? Einer Krankenschwester?

Ich weiß, dass es Landsfrauen und Kolleginnen von mir gibt, die neben einer Massage auch sexuelle Dienstleistungen anbieten. Ich habe damit kein Problem und mir steht es nicht zu, das Businesskonzept von anderen zu kritisieren oder gar moralisch zu bewerten. Ist in Ordnung für mich. Aber der kritische, aufgeklärte, männliche Verbraucher müsste eigentlich nach zwei oder drei Klicks auf die Webseiten oder Facebook-Profile von Thai-Massagen doch selbst merken, wo er diese Dienstleistungen bekommen kann. Und wo nicht. Warum fragt er trotzdem? Ist das so eine Art männlicher Jagdtrieb? Hält er sich für Adonis? Will er seine finanzielle Überlegenheit gegenüber der „armen“ Thai-Frau demonstrieren? Oder mangelt es angesichts einer temporären Ansammlung von Testosteron an Empathie?

Es waren übrigens noch nie junge Männer, die das gefragt haben, sondern immer Männer in einem Alter, in dem Mann ein gewisses Maß an Lebenserfahrung, Selbsteinschätzung und Etikette erreicht haben sollte – nach meiner Meinung jedenfalls.

Es ist mir nicht leicht gefallen, mir diese Zeilen von der Seele zu schreiben und ich danke meinem Mann, dass er mir dabei geholfen hat. Ich mag meine Arbeit. Ich freue mich über viele Stammkunden und Stammkundinnen. Ich bin erfolgreich mit meiner One-woman-Massage hier im Saarland. Und ich möchte gerne weiter für meine Kundinnen und Kunden da sein. Und hoffe sehr, dass mir solche Situationen wie die gestern Morgen in Zukunft erspart bleiben.

Eure Sureerat von Surin Thai-Massage Saarlouis

P.S.: Mehr über die historischen und fachlichen Hintergründe der Thai-Massage gibt es demnächst hier in einem neuen Blogbeitrag, aber heute musste ich erst einmal über mein Erlebnis von gestern schreiben.

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